Allianzgebetswoche 2018 mit Lobpreis und Gebeten für die Nöte in der Welt
BRETTEN. Zur Allianzgebetswoche 2018 trafen sich Christen vom 14. bis 21. Januar bundesweit in großen und kleinen Kirchen, aber auch in Rathäusern oder bei der Feuerwehr. Es gab Gebetsmärsche durch Innenstädte und gemeinsame Aktionen. Unter dem Motto für 2018 „Als Pilger und Fremde unterwegs“ trafen sich über Kirchengrenzen hinweg auch Christen in Baden zum Gebet für verfolgte Christen weltweit, aber auch für Verantwortungsträger in Kirche und Staat. In der biblischen Verkündigung ging es um Ruth, Josef, Jona und Daniel sowie um Abraham, der im Alter von 75 Jahren von Gott berufen wurde, seine Heimat zu verlassen und in ein unbekanntes Land zu ziehen. Allianz-Generalsekretär Hartmut Steebrief dazu auf, wie Abraham im Vertrauen auf Gott neue Schritte im Glauben zu wagen. Er betonte , dass auch Christen in fortgeschrittenem Alter für neue Aufgaben berufen sind und erinnerte an den badischen Pfarrer Dr. Otto Riecker (1896–1989), der kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand das Lebenszentrum Adelshofen gründete. In Heidelberg war der Eröffnungsgottesdienst in der Heiliggeistkirche, in Pforzheim mit Theologe Roland Werner im CongressCentrum. In Karlsruhe besuchten 2.500 Christen die zwei Eröffnungsgottesdienste
mit einer herausfordernden Predigt von Präses Michael Diener zum Thema: „Nehemia – Glaube bewegt“. Der Spätgottesdienst um 11.30 Uhr mit Übersetzung in Englisch, Spanisch Arabisch und Chinesisch wurde auch als Video im Internet übertragen. In seiner wegweisenden Botschaft rief Diener zum gemeinsamen Zeugnis für Jesus in der badischen Metropole auf. Der gute Besuch der Gottesdienste signalisiert einen geistlichen Aufbruch in der liberalen Fächerstadt. Missionarische Aktionen für das Jahr 2018 werden derzeit in der Karlsruher Allianz bedacht. In Stuhlgruppen wurden am Ende der Gottesdienste die Gebetsanliegen aufgegriffen. Das Foto oben zeigt die Musikgruppe im Schlussgottesdienst der Ev. Allianz Bretten in der evangelischen Kirche Gölshausen.
In seiner Predigt griff Pastor Hartmut Täuber von der Christusgemeinde der AB-Gemeinschaft das Motto der Gebetswoche auf und erinnerte an das heilsame Wirken von Jesus, der aus Gottes Herrlichkeit kommend einst als Pilger und Fremder in dieser Welt unterwegs war (Johannes-Evangelium, Kapitel 1) . Auch heute noch warte er darauf, im Glauben von den Menschen aufgenommen zu werden. Die Fürbitten sprachen leitende Mitglieder der Allianz-Gemeinden. Bei der anschließenden Begegnung mit Stehkaffe im hinteren Teil der Kirche war ein reger Austausch untereinander. (MK - 23. Januar 2018)
FeierAbend-Gottesdienst in Pforzheim mit FHSZ-Studenten
PFORZHEIM. Rund 20 Studierende aus dem Friedrich-Hauß-Studienzentrum (FHSZ) in Schriesheim bei Heidelberg hielten im Dezember 2017 einen FeierAbend-Gottesdienst im CVJM-Zentrum in Pforzheim-Eutingen und stellten mit einer Bildpräsentation ihre christliche Wohngemeinschaft vor sowie das FHSZ, in dem Studierende an der Universität Heidelberg und an der Pädagogischen Hochschule (PH für angehende Lehrkräfte) Mannheim biblisch-theologische Begleitung erfahren. Theologiestudent Tobias Friesen hielt eine Predigt über die Endzeitrede Jesu und betonte, dass diese Rede vor allem eine Ermutigung für Christen in endzeitlichen Bedrängnissen sei. Musikalisch wirkte die FHSZ-Band mit frischen Liedern mit. Pfarrer Paul-Ludwig Böcking, leitender Mitarbeiter im CVJM Eutingen, dankte den Studierenden für ihren Einsatz und lud sie zum gemeinsamen Abendessen ein, bei dem es auch zu persönlichen Begegnungen mit intensivem Austausch kam. Der CVJM ist im Sommer 2017 das Wagnis eigegangen, das vor der Stilllegung stehende kirchliche Mäurerach-Zentrum (im nahen Stadtteil Mäurach) für seine missionarische Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit von der Evangelischen Kirche Pforzheim zu pachten. (MK - Dezember 2017)
CBB-Herbsttagung 2017: Unsere Gemeinden brauchen klare biblische Lehre
Vorstand fordert Gewissensschutz für Pfarrer/innen, die eine Homo-Trauung ablehnen
KLEINSTEINBACH. In christlichen Gemeinden wird zu wenig gelehrt, worin die Grundsätze des Glaubens bestehen und warum sie wichtig sind. Das ist aber nötig, damit sich der Mensch nicht selbst zum Maßstab für sein Denken, Glauben und Fühlen macht, sagte CBB-Vorstandsmitglied Pfr. Manuel Ritsch auf unserer Herbsttagung 2017 zum Thema „Die große Täuschung – Wie die aktuelle religiöse Gefühlstheologie die Gemeinden schädigt“ am 14. Oktober in Kleinsteinbach (Pfinztal bei Karlsruhe). Ritsch zeigte anschaulich, wie heute viele biblischen Begriffe (Erlösung, Versöhnung, Gott, Christus, ewiges Leben, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit) weithin umgedeutet bzw. anders gefüllt werden - gefühlvoll, spirituell, menschlich, diesseitig, ganz im Geist des großen liberalen Theologen von Friedrich Schleiermacher (1768-1834), der als Begründer der „modernen Hermeneutik“ gilt. An die Stelle der biblisch-reformatorischen Lehre mit ihrem Bekenntnis zu den objektiven Heilstatsachen setzte Schleiermacher seine bibelkritische Theologie, die derzeit eine „Wiederauferstehung“ erlebt und als „moderne Erfahrungstheologie“ in unsere Gemeinden immer mehr Einkehr hält. Viele Kirchengänger merkten die Verdrehung evangelischer Grundwahrheiten nicht. Ein kritisches Seh-, Hör- und Unterscheidungs-Training sei dringlich, so Ritsch, der mit seinem Referat, an das sich Arbeitsgruppen anschlossen, erste Anstöße gab.
Persönliche Glaubenserfahrungen dürften nicht überwertet werden
Wer den Grund des Glaubens in sich selbst suche, werde geistlich einsam und orientierungslos, sagte Ritsch und kritisierte, dass in vielen Gemeinden lediglich über den persönlichen Glauben gesprochen werde statt über Gott: „Man redet lieber über persönliche Erfahrungen als darüber, wer Gott ist und was er tut.“ Glaubenserfahrungen dürften nicht überwertet werden. Gott wirke im Leben von Menschen. Deshalb seien Erfahrungen wichtig, aber sie blieben subjektiv, unvollständig und lieferten teilweise ein verzerrtes Bild von Gott. Ritsch: „Deshalb sind sie nicht der Maßstab, an dem wir als Menschen Gott messen können.“ Jesus Christus müsse Richter sein, über „meine Gefühle, Erfahrungen und Prägungen“.
Christsein ohne Bindung an die Bibel führt in irrige Gottesbilder
Den Streit über die rechte biblische Lehre seien viele Christen müde. Man wolle Gott begegnen „ohne den Ballast von Dogmen und Bekenntnissen“, so Ritsch. „Ewige Wahrheiten“ seien nicht gefragt. Propagiert werde, sich von den eigenen Gefühlen und Vorstellungen leiten zu lassen. So formten sich immer mehr Christen ihr eigenes Gottesbild und machten statt der Bibel sich selbst zum Maßstab des Glaubens. Manuel Ritsch: „Heute hat die Kirche die Deutungshoheit über Gott und den Glauben verloren. Der Mensch bestimmt selbst, wie Gott ist und sein darf.“ Doch diese Form der Selbsterlösung, bei welcher der Grund des Glaubens im Menschen selbst liegt, stehe im Widerspruch zur Botschaft der Reformation. Luther habe zur Orientierung an der Bibel aufgerufen. Die moderne These „Gott will, dass ich glücklich bin“ setze statt Gott den Mensch in den Mittelpunkt. Der im Jubeljahr der Reformation proagierte Ruf zur „Freiheit“ („Ich bin so frei“) ermutige dazu, sich von der Bindung an die Bibel als verbindliches Gotteswort zu lösen.
Christustage dienen zur biblischen Orientierung und Fundierung
Zur biblischen Orientierung und Fundierung sollen nach Ansage des stellvertretenden CBB-Vorsitzenden, Pfarrer Paul-Ludwig Böcking (Pforzheim), auch die jährlichen Christustage im Land dienen. Damit künftig trotz der Pfingstferien wieder mehr Gemeinden einen solchen Christustag vor Ort und in ihrer Region ausrichten können, wurde die Fixierung auf den Fronleichnamstag ausgeweitet auf die Sonntage davor und danach. Auch soll künftig nur noch ein Referat im Programm sein. Gesprächsrunden und Angeboten von Workshops zu aktuellen Themen fügten sich nach einer Pause der Begegnung mit Infoständen an. Böcking: Ohne größeren Aufwand kann ein Sonntagsgottesdienst zu einem Christustag bis 13 Uhr ausgeweitet werden. Kosten für eine Hallenmietung und eine aufwendige Bestuhlung würden so entfallen. Böcking rief die Gemeinden in Baden auf, sich für das Jahr 2018 zu positionieren und einen Christustag im Verbund mit Nachbargemeinden anzubieten, die ChristusBewegung darüber zu informieren. Jede Gemeinde dürfe den Tag selbst gestalten. Referenten würden auf Wunsch gerne gestellt. Auch seien Studierende des Friedrich-Hauß-Studienzentrums zu Einsätzen bereit.
Biblisch-missionarisch orientierte Mitarbeiter finden kaum Gehör
Bei der Tagung kritisierte der Vorsitzende der ChristusBewegung Baden, Pfarrer Lothar Mößner (Kleinsteinbach), dass die Impulse und Sorgen von vielen biblisch-missionarisch orientierten Mitarbeitern in der Landeskirche nicht wahrnehmbar Gehör fänden. Er äußerte sich besorgt darüber, dass Pfarrern und Gemeinden, welche eine Trauung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ablehnten, keine dauerhafte Gewissensfreiheit zugestanden wird. Vielmehr setzten sich die Befürworter der kirchlichen Homo-Ehe lediglich für einen zeitlich befristeten Gewissensschutz ein. Mößner: „Dass die weltweite Ökumene in ihrer großen Mehrheit an Schrift und Bekenntnis festhält und eine Homotrauung ablehnt, sollte in der Landeskirche zumindest in Form einer dauerhaft zugestandenen Gewissensfreiheit respektiert werden.“
FHSZ-Herbstsemester über den Heiligen Geist sowie über Glaube und Naturwissenschaft
Wie Mößner ferner mitteilte, ist das Friedrich-Hauß-Studienzentrum (FHSZ) der ChristusBewegung in Schriesheim bei Heidelberg wieder voll belegt. Weitere Studierende der Theologie für das Pfarramt und das Lehramt sind zum Herbstsemester in das FHSZ eingezogen. Semesterthema ist der „Heilige Geist“, aber auch Fragen zu „Glaube und Naturwissenschaft“ werden behandelt. Gemeindebesuche sind in Kleinsteinbach und Pforzheim-Eutingen vorgesehen. Vorstandsmitglied Dr. Reiner Nobiling (Schriesheim) stellte die Jahresabrechnung 2016 mit Kassenprüfung und den Haushaltsplan für 2017 vor. Dem stimmte die Mitgliederversammlung zu und gab nach dem Bericht des Vorstands die Entlastung. (MK - 17. Oktober 2017)
Kirchenrat Ebert: Luthers Erkenntnis muss bei uns heute noch ankommen
REMCHINGEN. Bei der Reformationsfeier in der überfüllten Kulturhalle in Remchingen schlüpfte Pfarrer Hans-Martin Griesinger vom Ortsteil Nöttingen in Luthers Gewand und schlug den Bogen von den 95 Thesen ins Heute. Deutlich wurde in einer Talkrunde der Nöttinger Unternehmer Andreas Beier. „Wer innerlich für etwas brennt, der kann nach außen auch etwas bewirken“, sagt er. Was die Reformation den Christen in Deutschland geschenkt habe, gelte es auch zu leben, betonte Kirchenältester Karl-Heinz Stengel (Ortsteil Wilferdingen), der ehrenamtlicher Präses des CVJM-Deutschland ist. Es gelte, sich wieder auf das Wesentliche im Christsein zu besinnen: auf die Bibel, den Glaube und Jesus Christus. Auch in der Kirche werde oft über die Köpfe hinweg geredet. „Von Luther kann sie lernen, wie man die Menschen verständlich erreicht!“, so Stengel. Kirchenrat Axel Ebert (Karlsruhe) war erstaunt, dass der „Lutherjubel“ noch anhält im Jubiläumsjahr. Es brauche mehr als „Luther-Nudeln“ und „Luther-Kaffee“, blickte der Leiter der landeskirchlichen Abteilung für Missionarische Dienste mit etwas Skepsis zurück auf das Lutherjahr. Was Luther kurz vor seinem Tod auf einen Zettel gekritzelt hat. die Worte „Wir sind Bettler, das ist wahr!“, habe den Reformator lebenslang begleitet und führe hinein ins Zentrum reformatorischen Glaubens, sagte Ebert „Wir haben dieses Leben nicht im Griff – und den Himmel danach erst recht nicht. Was wir haben, bekommen wir alles geschenkt!“, war Ebert wichtig, der sich lieber eine „Bettlerkirche“ wünscht als eine Jubelkirche mit Luther als Denkmalfigur. Nach seiner Erfahrung ist Luthers reformatorische Erkenntnis bei uns im Land noch nicht richtig „angekommen“. (MK – 6. November 2017)
Pfarrer Theo Breisacher: Luther wäre entsetzt über die heutigen Lehren seiner Kirche
Zum Reformationsjubiläum 2017 sechs badische Thesen zur Erneuerung
KARLSRUHE. Eine durchgreifende Reformation der Kirche ist heute fast noch nötiger als vor 500 Jahren durch Martin Luther (1483–1546). Diese Ansicht vertritt der badische Pfarrer und Landessynodale Theo Breisacher (Spielberg bei Karlsruhe) vom Leitungskreis des „Netzwerks evangelischer Christen in Baden“ (NeCiB) in sechs Thesen, die er zum Reformationsjubiläum 2017 verfasst hat. Mitglieder des Netzwerks waren im Vorfeld eingeladen, ihr Votum abzugeben und evtl. Änderungen einzureichen. Am 31. Oktober hat Pfarrer Breisacher die Thesen in seiner Gemeinde vorgestellt und darüber erklärend gepredigt. Inzwischen sind sie im NeCiB-Netzwerk (www.netzwerk-baden.de) zur Diskussion und zum Download eingestellt. Auch wurden sie bundesweit u.a. über das Parzany-Netzwerk (www.bibelundbekenntnis.de) verbreitet. Link zu den sechs Thesen: www.ek-spielberg.de/download-service.html
Breisacher zeigte sich gegenüber seiner Gemeinde betroffen, dass in weiten Teilen der evangelischen Kirche elementare biblische Wahrheiten infrage gestellt werden. Bei vielem, was heute gelehrt werde, wäre Luther entsetzt, meinte er. Wie Breisacher in der ersten These schreibt, ist die Lehre unbiblisch, dass es neben Jesus Christus noch andere Wege zur Erlösung gebe. Kernpunkt der Heiligen Schrift sei vielmehr, dass in Jesus von Nazareth der ewige Gott Mensch geworden sei. Allein an ihm entscheide sich das Heil aller Menschen. Eine Kirche, die diese Wahrheit aufgebe, verliere ihre Überzeugungskraft.
In These zwei kritisiert Breisacher, dass in vielen Predigten der Eindruck erweckt werde, Menschen würden auch ohne Vertrauen auf Jesus Christus das Heil Gottes erlangen und könnten deshalb gar nicht ewig verloren gehen. Breisacher: „Menschen, die den Glauben bewusst ablehnen, bleiben unter dem Gericht Gottes. Wer diese Wahrheit heute nicht mehr predigt und lehrt, wiegt die Menschen in einer trügerischen Sicherheit.“ In der dritten These beklagte der Theologe, dass Jesus Christus oft nur noch als bedeutender Mensch angesehen werde. Viele seiner Wunder bis hin zu seiner Auferstehung würden in der theologischen Wissenschaft meist nur noch als nachträgliche „Erfindungen“ der ersten Christen verstanden. Wer die göttliche Herkunft Jesu und seine bleibende Gottessohnschaft aber leugne, raube ihm die Ehre und stelle seine Rettungstat infrage.
In These vier lehnt er die Auffassung ab, dass die Texte der Bibel lediglich subjektive Äußerungen der Glaubenden jener Zeit seien. Eine Kirche, die den göttlichen Ursprung der biblischen Wahrheiten und Gebote verneine, sei nicht mehr in der Lage, den Geist Gottes vom Zeitgeist zu unterscheiden. In These fünf widerspricht er der Aussage, dass es keine allgemeingültigen Wahrheiten mehr gebe. Wer behaupte, nicht mehr hinter die Tradition der „Aufklärung“ zurückgehen zu können, erkläre „eine zufällige zeitgeschichtliche Entwicklung“ für absolut. In der letzten These kritisiert Breisacher, dass die historisch-kritische Bibelauslegung die Offenbarung Gottes als außergewöhnliches Eingreifen in diese Welt meist schon von vornherein ausschließe: „Mit einem Handstreich wird die Heilige Schrift damit ihres göttlichen Ursprungs beraubt und auf die Ebene rein menschlicher Reflexionen reduziert.“ Man werde aber der Bibel nicht gerecht, wenn man sie mit den gleichen Methoden bearbeite wie alle anderen historischen Texte. Die Monopolstellung der historisch-kritischen Bibelauslegung innerhalb der theologischen Ausbildung und Forschung müsse deshalb überwunden werden. Breisacher kündigte an, die Thesen dem badischen Landesbischof zu überreichen, und ermutigte, sie auf den unterschiedlichen Ebenen der Kirche zu diskutieren. (MK nach idea - 3. November 2017)
Wo bleibt die Priorität von missionarischen Aktionen und Evangelisationen in badischer Kirche?
Baden-Synode erschreckt über die wachsende Kirchendistanz der Menschen
BAD HERRENALB. Pfarrer/innen, die eine Segnung/Trauung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ablehnen, erhalten in der badischen Landeskirche keinen unbegrenzten Gewissensschutz. Das wurde auf der Herbsttagung der Synode vom 22. bis 26. Oktober in Bad Herrenalb bekanntgegeben. Einen Antrag auf Gewissensschutz hatte Pfarrer Theo Breisacher (Karlsbad) gestellt. Er sei notwendig, weil Pfarrer, die das ablehnten, sich sonst gezwungen sehen könnten, ihr Amt niederzulegen. Sie verlören damit auch ihre Altersbezüge. Die Leiterin des Rechtsreferats, Uta Henke, sagte, dass ein solcher Schutz nicht „für alle Zeiten“ festgeschrieben werden könne, da die Synode immer das letzte Wort habe. Eine endgültige Entscheidung würde ihren Handlungsspielraum einschränken. Abstimmung gab es keine.
Die 75 Synodalen beschäftigten sich auch mit der Mitgliederentwicklung. Nach Oberkirchenrat Matthias Kreplin muss die Kirche akzeptieren, dass sich ihre Mitglieder unterschiedlich stark mit ihr verbinden wollen. Es gelte, auch die wertzuschätzen, die sich nicht stärker einbringen: „Wir dürfen nicht Nähe aufzwingen.“ Laut dem Studienleiter der Ev. Akademie Baden, Pfarrer Gernot Meier (Bad Herrenalb), bilden den größten Anteil der Kirchenmitglieder Menschen, die der Kirche zwar distanziert gegenüber stehen, aber sich dennoch in ihr beheimatet fühlen. Obwohl sie wenig mit Kirche in ihrem Alltag zu tun hätten, fänden sie grundsätzlich gut, was sie anbiete. Gerade sie finanzierten die Kirche am stärksten, würden aber von ihr nur unzureichend erreicht.
Die Synodalen diskutierten daraufhin über die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder. So verlor die badische Landeskirche seit 1998 zwölf Prozent ihrer Mitglieder, wobei sich der Rückgang in den vergangenen Jahren verstärkt habe. Besonders hoch sei er in den Stadtkirchenbezirken. So habe Mannheim in den letzten zehn Jahren 18 Prozent der Mitglieder verloren, Karlsruhe über neun Prozent. Der Abwärtstrend sei nicht in erster Linie auf demografischen Wandel zurückzuführen. Die Geburten unter Evangelischen stiegen sogar, es würden aber weniger Kinder getauft. Viele Städter verfügten nicht über so eine enge Kirchenbindung. Bereits jedes fünfte Gemeindemitglied werde inzwischen nicht von einem badischen Pfarrer kirchlich bestattet. Abgelehnt hat die Synode, dass Paare, die nicht standesamtlich verheiratet sind (Witwen etwa), dennoch kirchlich getraut werden können.
Bei der Tagung stellte die scheidende Finanzchefin, Oberkirchenrätin Barbara Bauer, den Haushalt vor. Für 2018 rechnet die Landeskirche mit Einnahmen in Höhe von 310 Millionen Euro, 2019 könnten 318 Millionen Euro zusammenkommen. „Wir haben durch die Kirchensteuer einen sehr stabilen Haushalt und sind finanziell handlungsfähig“, so Bauer. Langfristig rechne die Landeskirche allerdings mit sinkenden Einnahmen. Deswegen sollten keine neuen finanziellen Dauerverpflichtungen mehr eingegangen werden. Vielmehr gelte es, zeitlich befristete Projekte umzusetzen, erklärte Bauer, die als geschäftsführende Oberkirchenrätin nach 15 Jahren Tätigkeit im Oberkirchenrat Karlsruhe zum Jahresende in den Ruhestand geht. (MK/idea - 27. Oktober 2017)
Vortrag über Luthers Bibelverständnis im Melanchthonhaus Bretten
BRETTEN. „Allein die Schrift – Aber wie soll man sie verstehen“ lautet das Thema eines Abendvortrags am 26. September in der Reihe der Vortragabende der Ev. Allianz Bretten zum Reformationsjubiläum im Melanchthonhaus Bretten. Referent war Pfarrer Dr. Hartmut Schmid, Honorarprofessor für Altes Testament an der Internationalen Hochschule in Bad Liebenzell. Mit dem Prinzip „Sola Scriptura“, dem evangelischen Bekenntnis „die Norm für unseren Glauben ist allein die Bibel“, hätten die Reformatoren einen entscheidenden Impuls für die Stellung der Bibel gegeben, sagte Schmid. Das „Sola Scriptura“ bilde die Grundlage für die drei anderen Sola (Glaube, Gnade, Christus), welche den Inhalt und die (thematische) Mitte der Schrift aufzeigten. Für Luther wie für den lutherischen Pietisten Johann Albrecht Bengel (1687-1752) in Württemberg sei die Bibel der Wegweiser zum ewigen Heil gewesen. In ihr finde sich Pro und Kontra zu vielen Dingen.
Nicht alle Aussagen der Bibel hätten den gleichen Stellenwert, bekannte Schmid. Eine heilsgeschichtliche Unterscheidung ist für ihn unerlässlich. Bibelverse müssten im Gesamtzusammenhang gelesen und eingeordnet werden, gab er den Besuchern mit auf den Weg. Dennoch ist für den Direktor des Liebenzeller Verbandes die ganze Bibel nicht nur menschliches Wort, sondern zugleich Gottes Wort. Das Ringen um ihre rechte Auslegung habe der Reformator seiner Kirche mitgegeben, sagte er. Dies sei auch nötig, weil es kein Lehramt in der evangelischen Kirche gebe. Schmid verwies auf Luthers zwei Prinzipien zum rechten Verständnis der Bibel: 1. Entscheidend ist die Christusmitte - alles, was „Christus treibet“, 2. Die Schrift wird durch die Schrift ausgelegt. Für gereifte Allianz-Christen sicherlich nichts Neues, aber längst nicht mehr im Bewusstsein vieler Gemeindeglieder. Ja, eine Bibelarbeit in Gemeinde- oder Hauskreisen macht halt ihrem Namen Ehre und macht viel Mühe und „Arbeit“, konnte sich der freundliche Schwabe nicht verkneifen. Sein wegweisender Vortrag zur Schriftfrage war für alle Besucher ein Gewinn. (MK / Silke Traub - 29. September 2017)
AB-Gemeinschaften bieten enttäuschten Kirchenmitgliedern eine geistliche Heimat
LANGENSTEINBACH. Der „gegenwärtig anzutreffende beliebige Umgang“ mit der Bibel macht die evangelische Kirche für die Menschen im Land belanglos, sagte Pfarrer Dr. Christoph Morgner (Garbsen bei Hannover) am 3. Oktober beim landesweiten Gemeinschaftstag 2017 des Ev. Gemeinschaftsverbandes AB (= Augsburger Bekenntnis der Reformation) in Langensteinbach (Karlsbad bei Karlsruhe). Für den früheren Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes hat jeder Mensch den Sohn Gottes „zu seinem Heil nötig, sei er Jude, Muslim, Hindu oder Atheist“. Kirchen und Gemeinden bräuchten wieder „Zutrauen zum göttlichen Wort der Bibel“. Morgner warnte gleichzeitig vor einem „praktischen Atheismus“ vieler Christen. In den Herausforderungen des Alltags verhielten sich viele so, als ob Gott tot wäre, als ob er sich nicht um jeden kümmern und immer helfen könne. Der Theologe rief die Pietisten dazu auf, die Freude neu zu entdecken. Sie sei laut Martin Luther der „Doktorhut des Glaubens“. AB-Vorsitzender Achim Kellenberger zeigte sich betroffen über die vom Bundestag beschlossenen „Ehe für alle“. Nach biblischen Verständnis sei die Ehe ausschließlich die Verbindung von Mann und Frau. Darum werde der AB-Verband keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften segnen und trauen, wie dies in der badischen Landeskirche durch einen synodalen Beschluss vom April 2016 möglich ist. Der durch die Erweckungsbewegung um Pfarrer Aloys Henhöfer (1789–1862) im Jahr 1849 entstandene Ev. Gemeinschaftsverband AB ist mit rund 180 Gemeinschaften, 15 Gemeinden und 120 Hauskreisen der älteste pietistische Verband im Bereich der badischen Landeskirche und sammelt in seinen wachsenden Personalgemeinden immer mehr Christen, die sich in der Volkskirche oder einer ihrer Gemeinden aufgrund deren Anpassung an den Zeitgeist nicht mehr geistlich zuhause fühlen. (MK/idea - 6 Oktober 2017)
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